Methode Entwicklungen schätzen

Steigt mein Gehalt so schnell wie meine Miete? Wie Sie Liniendiagramme richtig interpretieren

Herausforderung Kommunikation von Entwicklungen

Warum ist es relevant, Entwicklungen zu kommunizieren?

Wunsch und Ziel ist es, dass der Verbraucher bessere Entscheidungen trifft. Er muss genaue Zahlen und Fakten – die sogenannte Evidenz – kennen, um Optionen gegeneinander abwägen und Risiken besser einschätzen zu können. Dies ermöglicht ihm informierte Entscheidungen. Entwicklungen, die statistisch beschrieben werden, sind dabei nicht nur relevant, um punktuelle Daten als Entscheidungsgrundlage zu verwenden. Vielmehr liefern Entwicklungen einen Kontext, der den Schlussfolgerungen aus punktuellen Beobachtungen widersprechen kann. Nicht zuletzt nichtlineare Zusammenhänge wie exponentielles Wachstum oder Instabilitäten über die Zeit müssen in ihrer Entwicklung kommuniziert werden, weil ihre Auswirkungen sonst kaum abzuschätzen sind.

 

Warum ist es schwierig, Entwicklungen zu kommunizieren?

Möchte man Entwicklungen kommunizieren, steht man vor einer Reihe an Herausforderungen:

  • Welches Darstellungsformat ist für Verbraucher verständlich?
  • Wie können sich Verbraucher diese Entwicklungen gut merken?
  • Wie kann der relevante Kontext in einer grafischen Darstellung thematisiert werden?
  • Und wie können die Entwicklungen in einer ansprechenden Form dargestellt werden, sodass Verbraucher auch Lust haben, sich damit zu beschäftigen?
Welcher wissenschaftliche Lösungsansatz bietet sich an?

Interaktivität kann eingesetzt werden, um das Interesse aufrechtzuerhalten. Dies sollte, wie hier, sparsam, gezielt und stimmig mit der notwendigen Bedienung und dem Inhalt sein. Im Kern wird dies erreicht, wenn die Verbraucher die Daten selbst zeichnen.

Es wurde gezeigt, dass Lernende Erklärungen besser verstehen, die sie zeichnen (Ainsworth et al., 2011; Hall et al., 1997). Wenn Verbraucher Entwicklungen in einem ersten Schritt anhand eines Liniendiagramms vorhersagen, können sie besser die tatsächliche Entwicklung von Daten, mit denen sie nicht vertraut sind, verinnerlichen (Kim et al., 2017). Entscheidend für verbesserte numerische Einschätzungen sind dabei jedoch mehr die Reflektionen, die das Zeichnen begleiten (Erklärungsversuche), als das Zeichnen selbst.

Da es sich um spielerische Wissensvermittlung aus dem Erwachsenenbereich handelt (Barth, 2018), lässt sich dieses Interesse bei bestimmten Verbrauchern durch eine Ansprache des Machtmotivs (Wettbewerb, Status) noch verstärken (Sailer et al., 2014), indem er seine eigenen Schätzungen mit denen anderer vergleicht. Das reduzierte Design verzichtet darauf, weitere, das Interesse durchaus motivierende Details zu präsentieren. Diese könnten dem eigentlichen Ziel zuwiderlaufen, gerade wenn sie sich nicht stimmig in den Inhalt einfügen, gar ablenken oder einfach zu Verwirrung führen (Eitel & Kühl, 2019).

Das technische Vorbild war eine Visualisierung der New York Times (Aisch et al., 2015).

Literatur zu den methodischen Grundlagen
  • Ainsworth, S., Prain, V., & Tytler, R. (2011). Drawing to learn in science. Science, 333(6046), 1096–1097.
  • Aisch, G., Cox, A., & Quealy, K. (2015). You draw it: How family income predicts children’s college chances. The New York Times, 28. Mai, http://nyti.ms/1ezbuWY.
  • Barth, R. (2018). Möglichkeiten der Nutzung von Game Design Prinzipien in der Erwachsenenbildung. digital. innovativ|# digiPH, 109–118.
  • Eitel, A., & Kühl, T. (2019). Harmful or helpful to learning? The impact of seductive details on learning and instruction. Applied Cognitive Psychology, 33(1), 3–8.
  • Hall, V. C., Bailey, J., & Tillman, C. (1997). Can student-generated illustrations be worth ten thousand words? Journal of Educational Psychology, 89(4), 677–681.
  • Kim, Y. S., Reinecke, K., & Hullman, J. (2017, May). Explaining the gap: Visualizing one's predictions improves recall and comprehension of data. In Proceedings of the 2017 CHI Conference on Human Factors in Computing Systems (pp. 1375–1386). ACM.
  • Sailer, M., Hense, J., Mandl, J., & Klevers, M. (2014). Psychological perspectives on motivation through gamification. Interaction Design and Architecture Journal, 19, 28–37.
Wie können Sie die Methode übernehmen?

Wenn Sie ein Verbraucherthema von unserer Internetseite übernehmen möchten, können Sie das über die folgenden drei Wege tun: 

1. Weg: Sie können die vorliegende Visualisierung einbinden
Es besteht die Möglichkeit, die Visualisierung von unserer Website samt Rahmentext über iframe einzubinden. Hierfür übernehmen Sie folgenden html-Code für Ihre Webseite: <iframe frameborder="0" height="650px" src="https://static.risikoatlas.de/modules/estimating-trends/index.html" width="1024px"></iframe>

2. Weg: Sie können die vorliegende Visualisierung adaptieren
Sollten Sie als Multiplikator Ihre eigenen Daten nutzen, können Ihre Webentwickler diese in die Visualisierung einpflegen.

Wir stellen Ihnen den dokumentierten Code für den Verantwortlichen Ihrer Webseite zum Download über github bereit. Sie können das Material dann editieren. Den Link zum Repository erhalten Sie auf Anfrage. Die Kontaktdaten finden Sie im Reiter Kontakt.

3. Weg: Sie können das wissenschaftliche Prinzip unabhängig anwenden
Wenn Sie hierbei Unterstützung benötigen, konsultieren Sie bitte den Abschlussbericht zum RisikoAtlas-Projekt ab Juli 2020 oder richten Sie eine Anfrage an uns. Die Kontaktdaten finden Sie im Reiter Kontakt.

Wir bitten darum, bei der Nutzung der Instrumente den Zuwendungsgeber, das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, sowie das Harding-Zentrum für Risikokompetenz als verantwortliche Entwickler zu erwähnen.

Die Logos zum Download finden Sie hier.

Links zu weiteren Methoden
Visualisierung mit Rahmentext

Steigt mein Gehalt so schnell wie meine Miete? Wie Sie Liniendiagramme richtig interpretieren

Wenn Sie in einer deutschen Großstadt leben, dann sind Ihnen die Begriffe „Mietenanstieg“ oder „Immobilienpreisentwicklung“ bestimmt geläufig. Diese Themen sorgen immer öfter für eine Menge Gesprächsstoff in Familien und unter Freunden. Rund 40% der deutschen Haushalte geben inzwischen mehr als das empfohlene Drittel des Nettoeinkommens für die Miete aus.  Inwieweit die Haushaltseinkommen in Deutschland Schritt mit den Wohn- oder Investitionskosten halten, ist fraglich. Parallele Entwicklungen wie diese werden in der Regel mit komplexeren Liniendiagrammen verdeutlicht. Damit Sie die Diagramme richtig interpretieren, ist es wichtig, sie richtig lesen zu können. Klicken Sie sich durch unsere interaktive Grafik, um festzustellen, wie es um Ihre statistischen Kenntnisse steht!
 

Quelle und Qualität der Daten

Zur empirischen Evaluation mit Verbrauchern

Alle Forschungsergebnisse zu den Grundlagen und zur Wirksamkeit der RisikoAtlas-Werkzeuge bezüglich Kompetenzförderung, Informationssuche und Risikokommunikation werden mit dem Projekt-Forschungsbericht am 30. Juni 2020 veröffentlicht. Bei vorausgehendem Interesse sprechen Sie uns bitte direkt an (Felix Rebitschek, rebitschek@mpib-berlin.mpg.de).

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